Spaltungen können das Leben intensiver machen; wenn sie klare Entscheid­ungen fördern und verhindern, dass man alles in einen Topf wirft.

Wer zu viel spaltet, verwandelt sein Leben aber in eine Strapaze; weil radikale Entscheidungen oft unangemessen sind und man ihnen daher schlecht treu bleiben kann.

Ist man bereit, Bezugspersonen wider­sprüchliche Eigenschaften zuzugestehen und stellt man sich gelassen darauf ein, kann man das eigene Verhalten variabel steuern. Die Beziehungen werden harmonischer. Sie können Krisen überstehen. Die schroffe Unterscheidung zwischen Gut und Böse macht aus der Beziehung ein Kristall, das unter Spannung steht und bei einer ungeschickten Berührung zerplatzt.

Testergebnis

Emotional-instabile Verhaltensmuster: normale Beimischung

Es gibt nur wenig Hinweise darauf, dass Sie emotional-instabil reagieren. Vermutlich nutzen Sie in spürbarem Umfang Spaltungen als Abwehrmechanismus; wahrscheinlich aber nicht so, dass es Ihnen grob schadet.

Spaltung, also die bewertende Aufteilung der Wirklichkeit in eine nur gute und eine nur schlechte Seite, gehört zu den frühen Bewältigungsstrategien, die die kindliche Psyche anwendet. Für ein unreifes Bewusstsein ist Spaltung ein wirksames Mittel, um sich vor Schaden zu schützen. Alles, was nicht als eindeutig gut erkannt werden kann, wird als eindeutig schlecht eingestuft. Für einen Geist, der nur wenig über die Wirklichkeit weiß, mindert das die Gefahr, gefährliche Entscheidungen zu treffen. Spaltung ist eine akzeptable Vorsichtsmaßnahme für einen Organismus mit rudimentärer Lebenserfahrung.

Was im vereinfachten Entscheidungshorizont des Kleinkindes mehr Nutzen als Schaden bringt, wird in der komplexen Erfahrungswelt des älteren Kindes, und erst recht des Erwachsenen, zu einem Hemmschuh. Sobald die uneingeschränkte Begeisterung der Mutter für die Mutterschaft nachlässt, schützt die Erkenntnis, dass die Mutter eine abweisende, ungeduldige und übergriffige, also eine böse Seite hat, das Kind davor, seine Bindung zu ihr grundsätzlich infrage zu stellen. Zugleich erleichtert die Akzeptanz der widersprüchlichen Seite es dem Kind, sich aus der symbiotischen Bindung zur Mutter herauszulösen.

Im Laufe der biographischen Entwicklung wird das Individuum zunehmend mit Situationen konfrontiert, die eine differenzierte Beurteilung der Lage erfordern. Der Mutter blind zu vertrauen, mag im günstigsten Fall ja noch angehen, es mit dem Rest der Welt ebenfalls zu tun, ist keine gute Wahl. Der Vielschichtig- und Widersprüchlichkeit der Welt wird man eher gerecht, wenn man nicht pauschal zwischen Gut und Böse, zwischen Schwarz und Weiß unterscheidet, sondern die tausend Farbtöne und Schattierungen dazwischen zur Kenntnis nimmt. Allein, der Weg dorthin ist steinig und tief in der Seele bleibt fast immer die Sehnsucht nach der einfachsten Lösung bestehen: Gut ist gut und schlecht ist schlecht. Ach, könnte man doch irgendwo die Wachsamkeit fahren lassen und sich zu hundert Prozent sorglos anvertrauen.

Ihre Antworten im Test deuten darauf hin, dass auch Sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben haben, Bezugspersonen zu finden, die Ihnen gegenüber immer nur liebevoll sind. Das führt zu Enttäuschungen und zu mehr Konflikten als nötig; aber wohl nicht zu so vielen, als dass Ihr Beziehungsleben vom ständigen Auf und Ab radikaler Affekte zerrüttet wird.

Die Hoffnung, jemanden zu finden, der Ihnen gegenüber immer zugewandt ist oder die Erwartung, dass es Ihre Liebsten tun, hängt mit Ihrem Selbstwertgefühl zusammen. Wie jeder Mensch, so sehnen auch Sie sich danach, bedingungslos geliebt, also bedingungslos akzeptiert und wertgeschätzt zu werden. Da Sie selbst Ihr Selbstwertgefühl von Bedingungen abhängig machen, richten Sie Ihre Hoffnungen auf andere. Besser wäre es, Zweifel an Ihrem Wert aus eigener Kraft zu überwinden.

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass Sie unterschwellig erwarten, andere sollten immer nur in Ihrem Sinne handeln, ist Ärger. Ärger kommt auf, wenn sich andere anders verhalten, als man es von ihnen erwartet. Ärger ist alltäglich. Sich zu ärgern ist normal. Je mehr Raum Ärger aber in Ihrer Seele einnimmt, desto mehr leiden Sie darunter. Versuchen Sie beharrlich, sich vom Ärger zu lösen. Machen Sie sich klar:

Statt sich über irgendetwas zu ärgern, was Sie für falsch halten, suchen Sie nach Möglichkeiten, richtiger zu leben. Es gibt immer welche.