Hätten Sie nicht mindestens ein Kreuz dorthin gesetzt, wo ein Verhalten beschrieben wird, das auch für Autisten gilt, wären Sie nicht auf dieser Seite gelandet. Viele Kreuze werden es aber nicht gewesen sein. So wie ein bis zwei Schwalben noch keinen Frühling machen, so erscheint es übertrieben, Ihrem Verhalten den Begriff Störung zuzuordnen. Ihr Verhalten wirkt ziemlich normal.
Bedenken Sie:
Vermutlich stammen Sie nicht aus Sizilien. Vermutlich sind Sie in Deutschland geboren. Wären Sie in Sizilien aufgewachsen, könnte es gut sein, dass Vorurteile auf Sie zuträfen; zum Beispiel, dass Sizilianer kontaktfreudiger als Norweger sind und sie daher im Zugabteil lebhafter mit Fremden plaudern als schweigsame Wölfe von jenseits des Nordkaps; oder dass ihre Telefonrechnung doppelt bis zehnmal so hoch ist, wie sie sein müsste.
Da Deutschland ungefähr auf halber Strecke zwischen Palermo und Hammerfest liegt, fällt Ihr Verhalten für mitteleuropäische Verhältnisse nicht aus dem Rahmen. Trotzdem scheinen Sie im Umgang mit anderen zuweilen betont vorsichtig zu sein.
Sollten Sie unter einer gewissen Kontaktscheu leiden, muss die Ursache kein Autismus sein. Beim Autismus liegen neurologische Besonderheiten vor. Bei der Mehrzahl derer, die beim Knüpfen neuer Kontakte zurückhaltend sind, ist das nicht der Fall. Bei der Mehrzahl handelt es sich um ein rein psychologisches Manöver. Denkbar wären schizoide Persönlichkeitsmerkmale oder sozialphobische Züge. Haben Sie Lust auf die entsprechenden Tests?
Falls Sie dort punkten, ist davon auszugehen, dass die Ursache so mancher Befangenheit, die Sie im Kontakt mit anderen Menschen zurückhält, mit Minderwertigkeitsgefühlen zusammenhängt, die Ihnen entweder schon bewusst sind oder die Sie durch Ihre Vorsicht verdrängen oder durch "passende" Vernunftgründe rationalisieren. Da Befangenheit die Lebensfreude mindert, täte es Ihnen gut, sich von der Illusion zu befreien, weniger wert als andere zu sein.